Kindern einen Ort zu geben, an dem sie sein dürfen, wie sie sind

Raphaela wird im Kreis von Kollegen und Kindern anlässlich des 20-jährigen Jubiläums im Waldkindergarten Schorndorf gefeiert.

Seit mehr als 20 Jahren begeistert der Waldkindergarten Schorndorf-Waldwichtel die Kinder und Eltern der Umgebung.

Von klein auf lernen die Kleinsten den Wald in seiner Vielfalt und den unterschiedlichen Jahreszeiten kennen. Spielerisch werden Flora und Fauna erforscht.

Was heute vielen gefällt, war nicht immer so. Der Start des Waldkindi in Weiler war schwierig. Wieso das so war und wie der Kindergarten dennoch wachsen konnte, erzählt Raphaela Flor, anlässlich ihres 20-jährigen Arbeitsjubiläums.

Hallo Raphaela, herzlichen Glückwunsch – erzähl doch mal, wie war das vor 20 Jahren, wie sah der Kindi damals aus?

Der Start war schwer – der Waldkindi war unerwünscht. Viele konnten sich das Konzept – fünf Tage, von morgens bis mittags im Wald – nicht vorstellen. Hinzu kam, dass wir finanziell von der Stadt nicht unterstützt wurden.

Wie gelang es dem Kindergarten dann doch zu starten?

Eine Elterninitiative eröffnete eine Spielgruppe, daraus entwickelte sich der Verein. Nach einem halben Jahr bekamen wir endlich eine Betriebserlaubnis vom Kommunalverband für Jugend und Soziales in Baden-Württemberg. Ab da war unser Verein offiziell anerkannt.

Wie ging es weiter?

Mit acht Kindern, einer Mutter und mir starteten wir in einem kleinen, grünen Bauwagen. Es war alles sehr familiär und gemütlich – aber auch provisorisch (lacht). Wir waren sehr glücklich als wir endlich anfangen konnten.

Und was hat sich seither verändert, was waren die drei großen Meilensteine?

Der zweite große Step war die Eröffnung einer Kleinkindergruppe. In einem Container gaben wir somit zweijährigen die Chance, im und mit dem Wald aufzuwachsen. Wir vergrößerten uns rasch und für uns Erzieher wurde es leichter, als uns die Stadt finanziell unterstützte. Endlich konnten wir unsere Gehälter tariflich anpassen. Der vorerst letzte große Schritt war die Erweiterung um eine dritte Gruppe. Wir wuchsen von einer familiären zu einer professionellen Einrichtung zusammen.

Gibt es auch in der Pädagogik Dinge, die du heute anders machst/siehst?

Ich bin mit der Aufgabe, den Mitarbeitern und Kindern gewachsen. Am Anfang war ich unbekümmert und bin einfach drauf los gegangen. Heute mit den ganzen Erfahrungen bin ich viel überlegter, teilweise vorsichtiger und besonnener. Es fällt mir schwer, dass an einem Zeitpunkt oder einer Handlung festzumachen. Den Kindern einen Ort zu geben, an dem sie sein dürfen, wie sie sind; an dem sie das mitbringen können, was sie als Mensch ausmacht, wird immer wichtiger für mich. Das ist ein Wert, ein pädagogisches Ziel, welches sich immer weiterentwickelt.

Was macht Raphaela, wenn sie nicht arbeitet – was ist dir im Leben wichtig?

Ich bin auch außerhalb meines Berufes sehr gerne draußen, in der Natur und wandere. Zudem lese ich und bin bei den Pfadfindern. Ich liebe das gesellige Beisammensein und außerdem sind mir mein Glaube an Gott, meine Familie, Freunde und Gemeinschaft wichtig.

Was wünschst du dir für die kommenden 20 Jahre – für dich und den Waldkindi?

Für den Kindergarten wünsche ich mir weiterhin eine gute Resilienz, um etwaige Hochs und Tiefs zu meistern. Vor allem, dass Zeit zum Genießen bleibt. Für mich wünsche ich mir weiterhin so großartige Mitarbeiter und viele schöne Momente mit den Kindern!

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